„Warum habe eigentlich gerade ich Asthma?“ Sicher haben Sie sich diese Frage auch schon gestellt. Bis heute ist nicht final geklärt, wodurch genau es zu der chronischen Erkrankung kommt. Fest steht jedoch: Die eine Ursache gibt es nicht. Vielmehr handelt es sich um ein komplexes Wechselspiel aus genetischer Veranlagung und Umwelteinflüssen. Lesen Sie hier, welche unterschiedlichen Faktoren bei der Entstehung der chronischen Atemwegserkrankung eine Rolle spielen und welchen Einfluss Sie darauf nehmen können.
Die Macht der Gene
In manchen Familien ist Asthma besonders häufig vertreten. Dies lässt einen genetischen Zusammenhang vermuten. Zwar ist die Erkrankung selbst nicht vererbbar, jedoch die Veranlagung dazu, im Laufe des Lebens Asthma zu entwickeln. Das gilt insbesondere bei allergischem Asthma. So erhöht sich das Asthma-Risiko eines Neugeborenen um das Dreifache, wenn ein Elternteil ebenfalls an der chronischen Atemwegserkrankung leidet, wobei das mütterliche Asthma stärker ins Gewicht fällt als das väterliche. Liegt eine Doppelbelastung durch beide Elternteile vor, erhöht sich das Risiko des Kindes um 60 Prozent. Zum Ausbruch des erblich bedingten Asthmas braucht es aber trotz genetischer Veranlagung bestimmte Umweltfaktoren.
Vorgeburtliche und frühkindliche Prägung
Bereits in einem sehr frühen Stadium kann das Risiko, an Asthma zu erkranken, von äußeren Einflüssen mitbestimmt werden. Das geht so weit, dass Kinder unter einem erhöhten Asthma-Risiko leiden, wenn deren Väter bereits im Jugendalter mit dem Rauchen begonnen und fünf Jahre vor der Zeugung das Rauchen aufgegeben haben.
Ebenso beeinflusst der Lebensstil der Mutter während der Schwangerschaft die Gesundheit des Kindes. Tabakkonsum, eine einseitige Ernährung sowie der Aufenthalt in einer eher sterilen Umgebung können dazu beitragen, dass Kinder Asthma entwickeln. Darüber hinaus berichten Studien von einem erhöhten Risiko, wenn Kinder zu früh oder per Kaiserschnitt auf die Welt kommen und nicht gestillt werden.
Auch wenn diese Prägungen zu einem sehr frühen Zeitpunkt des Lebens stattfinden, kann die Erkrankung mitunter erst im Erwachsenenalter ausbrechen. Forscher sprechen sogar davon, dass die gebildeten Anlagen zum Asthma erst Generationen später zum Tragen kommen können.
Asthma kommt selten allein
Sie meinen, Neurodermitis hat nichts mit Asthma zu tun? Falsch! Für Patienten mit Neurodermitis ist es nicht unwahrscheinlich, darüber hinaus noch Heuschnupfen (Pollenallergie) oder Asthma zu entwickeln – ein „Etagenwechsel“ in die Lunge kann stattfinden. Den Erkrankungen gemeinsam ist eine übersteigerte Reaktion des Immunsystems auf eigentlich harmlose Auslöser. In der Fachsprache werden sie auch atopische Erkrankungen genannt. Den größten Risikofaktor für die Entstehung von Asthma stellen Allergien dar. Ärzte versuchen deshalb, vorliegende Erkrankungen so gut wie möglich zu kontrollieren, um der Entwicklung eines Asthmas so vorzubeugen.
Die Rolle häufiger Atemwegsinfekte
Anders als beim allergischen Asthma gibt es beim nicht-allergischen Asthma einen Zusammenhang mit Infekten. So tritt das nicht-allergische Asthma meist im Anschluss an einen durch Viren verursachten Atemwegsinfekt auf. Hinsichtlich der Bedeutung von Infekten im Kindesalter existieren allerdings unterschiedliche Theorien.
Während Erkrankungen im Kindesalter zum Beispiel mit RS-Viren die spätere Entwicklung eines Asthmas begünstigen sollen, hat die Infektion mit bestimmten anderen Erregern eine Schutzfunktion. Kinder, die durch Geschwisterkinder in den ersten zwei Jahren bereits häufig Erkältungsinfekten ausgesetzt waren, hatten ein geringeres Risiko, später zum Asthma-Patienten zu werden. Experten vermuten, dass das Immunsystem durch die Infekte gestärkt wurde und daher später vor allergischen Erkrankungen schützt. Dies deckt sich mit der sogenannten Hygiene-Hypothese, die ebenfalls den frühzeitigen Kontakt mit Keimen zum Schutz vor Asthma befürwortet. Kinder, die auf einem Bauernhof aufwachsen, erkranken seltener an Asthma.
Schadstoffe in der Luft
Je schlechter die Luftqualität, umso höher das Asthma-Risiko. Wohnt ein Kind nahe einer verkehrsreichen Straße, steigt die Wahrscheinlichkeit bereits als Grundschüler Asthma zu entwickeln, um fast das Dreifache. Entsprechend weisen Großstädte im Vergleich zu ländlichen Regionen insgesamt eine leicht erhöhte Asthma-Häufigkeit auf.
Die unmittelbare Luftqualität wird aber nicht nur durch den Straßenverkehr verschlechtert – ebenso begünstigt Tabakrauch eine Asthma-Erkrankung. Dabei gilt: Je länger und je mehr Zigaretten Sie am Tag rauchen, umso höher ist Ihr Asthma-Risiko. Wer bereits an Asthma leidet, nimmt durch den Tabakkonsum eine erschwerte Krankheitskontrolle in Kauf. Auch für Ihre Mitmenschen, die dem Tabakrauch ausgesetzt sind, steigt das Risiko.
Insgesamt gibt es also jede Menge Faktoren, die Asthma begünstigen und die Sie selbst nicht in der Hand haben. Es lohnt sich jedoch wachsam zu sein, und die Faktoren herauszufinden, bei denen Sie aktiv etwas gegen die Verschlechterung Ihres Asthmas tun können – wie zum Beispiel mit dem Rauchen aufzuhören oder Auslöser zu vermeiden.